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Freizeit

Von Montpellier nach Sète und wieder zurück

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Von Montpellier nach Sète und wieder zurück

Seit ich vor knapp drei Wochen hier in Montpellier in Südfrankreich angekommen bin, habe ich Einiges erlebt. Während ich tagsüber unter der Woche immer meinen Französisch Sprachkurs habe, kann man die Nachmittage (nach dem Französisch Intensivkurs, der bis 16 Uhr geht, oder montags und freitags nach dem Französisch Standardkurs, der mittags um 12 endet) sowie Wochenenden und Abende zu seinem eigenen Vergnügen nutzen.

Während meines Französisch Intensivkurses an der Sprachschule ILA, über die ich nun seit einigen Wochen einen French immersion Sprachaufenthalt hier in Montpellier genieße, wurde mir mehrfach empfohlen, nach Sète zu fahren, was eine wunderschöne Küstenstadt ist. Ich hatte allerdings nicht gedacht, dass dies für mich noch umsetzbar sein würde, weil ich meine letzten Tage schon anderweitig verplant hatte. Dann ergab sich aber die Gelegenheit, am vergangenen Montag direkt nach dem Französischunterricht einen Zug zu nehmen, der uns innerhalb von 15 bis 20 Minuten nach Sète brachte. Die Tickets haben wir direkt am Bahnhof gekauft, es kostete hin und zurück etwa 12 Euro. Auch praktisch ist, dass die Züge sehr regelmäßig und mehrfach die Stunde fahren, solange man unter der Woche unterwegs ist – sonntags soll es anders sein.

Die Innenstadt des südfranzösischen Venedigs

Wir stiegen also in Montpellier in den Zug und wenig später in Sète wieder aus. Die Einfahrt nach Sète war wenig beeindruckend. Man gelangt durch das Industriegebiet auf die Insel, die nur über zwei Brücken mit dem Festland verbunden ist, die sich beide für größere Schiffe hochklappen lassen, ähnlich der Towerbridge in London. Sobald man in Sète allerdings den Bahnhof verlassen und ein wenig in die Stadt gelaufen war, wurde der erste Eindruck wieder vergessen. Die Stadt wird nicht umsonst als „Venedig von Languedoc“ (welches früher eine Hälfte des heutigen Gebietes der Occitanie war) bezeichnet. Sie hat mehrere kleine Kanäle, die sich durch die Stadt ziehen, und an denen viele Boote liegen. Die südfranzösische Stadt lebt vom Thunfischhandel, dessen Schiffe man (natürlich außerhalb der Kanäle direkt in der Stadt, im Hafen oder auf dem offenen Meer) gut erkennen kann. Die Häuser, die die Kanäle säumen, sind wunderschön. In der Stadt sind auch mehrere ältere Bauten im gleichen Stil wie die Altstadt Montpelliers errichtet, was ebenfalls immer wieder schön zu betrachten ist.

Aussichtspunkt – bis nach Montpellier sieht man nicht

Von der Innenstadt aus kann man in Sète relativ einfach auf den Berg gelangen, wo mehrere Aussichtspunkte gelegen sind. Dies ist einigermaßen gut ausgeschildert, aber sonst mit Google Maps einwandfrei zu bewältigen. Man läuft etwa 20 bis 30 Minuten, bis man auf der Hügelkuppe angelangt ist, was sich aber lohnt. Man hat von dort aus einen grandiosen Ausblick über die ganze Stadt (die mit etwa 50000 Einwohnern nicht besonders groß ist), mitsamt Innenstadt, Hafen und dem scheinbar endlosen Strand, der wohl von Sète bis nach Marseille ununterbrochen weitergeht. Man kann allerdings nur erahnen, dass die Insel wirklich rundum von Wasser umgeben ist – zunächst ist man ein wenig erstaunt, dass es an mehreren Seiten der Stadt einen Strand gibt.

Aufenthalt am Strand

Zu einem der besagten Strände liefen wir dann auch vom Aussichtspunkt aus hin. Sète hat auf der zum offenen Meer hin gelegenen Seite mehrere Strände, die teilweise ineinander übergehen, aber generell unterschiedlich beliebt sind. Wir sind eine Weile am Strand entlang gelaufen, aber durch die starken Windböen, die uns in regelmäßigen zeitlichen Abständen trafen und sowohl uns als auch untere Schuhe, Socken und Klamotten mit Sand bewehten, war dies nicht nur genießbar, obwohl die Sonne wirklich wunderbar schien. Einer meiner Freunde und ich gingen mit den Füßen sogar ins Wasser, was wir angesichts der dort herrschenden Kälte (im März) allerdings recht schnell bereuten. Ich habe aber immer wieder von verschiedenen Leuten gehört, dass dies den Franzos*innen wenig ausmacht – sie baden das ganze Jahr über im Mittelmeer. Im Sommer sind die Strände von Sète allerdings nicht nur wie an diesem Tag von Menschen mit Hunden und Sprachschülern beziehungsweise Touristen aus Montpellier bevölkert, sondern generell mit Touristen aus Frankreich und der restlichen Welt besetzt. So hatten wir dank der Jahreszeit das Glück, die Stadt und die Strände (die übrigens insgesamt sehr schön und definitiv empfehlenswert waren) in einem relativ menschenleeren Zustand zu sehen.

Der Friedhof der Seeleute

Vom Strand aus haben wir uns vor unserer Rückreise nach Montpellier noch auf dem Friedhof für Seeleute, der ganz nahe an der Küste ist, umgesehen. Unsere Sprachlehrerin im Französisch Standardkurs hatte uns diesen Tipp gegeben, da sie meinte, ihn immer recht beeindruckend gefunden zu haben. Damit behielt sie auch recht: Es sind dort sehr viele recht identische Kreuze von vielen Gräbern in sehr vielen Reihen aufgebaut. Es gibt allerdings wenig Grünfläche und sehr viel Granit, was ein wenig schade ist. Bemerkenswert war, dass teilweise sogar die Grabdekoration, also Blumen, Kreuze, und anderes, aus Stein gemacht war.

Unsere Rückfahrt nach Montpellier war ähnlich ereignislos wie die Hinfahrt. Die Zeit im Zug kann man gut nutzen, um Hausaufgaben für die Sprachschule zu erledigen. Zuhause wartete dann meine Gastmutter mit dem Abendessen auf mich. Insgesamt kann man als Fazit festhalten, dass Sète von Montpellier aus einen sehr guten Halbtages- bis Tagesausflug darstellt und man die Stadt definitiv nicht verpassen sollte!